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Wissen - Kennenlernen

Zurück in die Voliere oder den Käfig

Nymphensittiche benötigen täglichen mehrstündigen Freiflug. 1 – 2 Stunden am Tag sind nicht ausreichend, 4 – 5 Stunden sind schon ganz gut und länger ist noch besser ;-).

Spätestens nach einer Woche in ihrem neuen Zuhause sollten sie frei fliegen dürfen, auch wenn sie nicht zahm sind und auf die Hand kommen. Keine Sorge, mit Geduld, Übung und ein paar Tipps ist das überhaupt kein Problem. Mit den zahmeren Exemplaren kann man da sogar schon eher mal Probleme haben als mit den scheueren. Dennoch ist eines ganz wichtig:

Einfangen ist keine Lösung! Bleibe ruhig, habe Geduld und lass die Nymphensittiche notfalls außerhalb der Voliere übernachten!

Was man unter allen Umständen vermeiden sollte, ist das Einfangen. Es würde das kleine, zarte Pflänzchen des schon aufgebauten Vertrauens wieder zerstören. Sehr wahrscheinlich wird es mit jedem Einfangen sogar schwieriger, den oder die Vögel daran zu gewöhnen, von selbst in die Voliere zu gehen. Sie werden schlicht und ergreifend immer panischer werden.

Als Kinder mussten wir alle auch vieles lernen, was wir nicht von jetzt auf gleich konnten. Vögel lernen viel schneller als Menschen – meist schon nach wenigen Tagen. Und wenn die eigenen Vögel mehr Zeit brauchen, dann sollten sie diese auch bekommen. Sie danken es uns auf ihre ganz spezielle, liebenswerte Art und Weise. Wir sollten sie annehmen wie sie sind und ihnen die Zeit geben, die sie brauchen, um zu verstehen, was wir von ihnen möchten. Dann wird es der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Voraussetzungen

Zunächst einmal gibt es ein paar wichtige Voraussetzungen:

  1. Die Vögel kennen ihren genügend großen Käfig schon einige Tage und wissen, wo sie Futter und Wasser finden.
  2. Die Vögel kennen Kolbenhirse oder andere Leckereien und fressen sie gerne.
  3. Der Käfig hat einen guten Standort und steht so hoch, dass der Vogel auf Augenhöhe darin sitzen kann. Steht der Käfig nicht hoch genug oder ist der Eingang sehr weit unten, trauen sich viele Nymphensittiche nicht wieder hinein.
  4. Das Tor ist groß genug, um bequem ein- und auszugehen. Man bringt am Käfig eine Anflug- und/oder Einstiegshilfe an. Dies ist z.B.
    1. ein Sitzbrett unter dem Eingangstor oder
      Sitzbrett unter dem Tor, damit dieses waagerecht steht
    2. eine Querstange vor dem Tor und/oder
      Ast als Anflugmöglichkeit bei einer großen Volierentür
    3. ein Baumwollseil, welches vom Dach bis zum Tor geht, so dass die Vögel von oben leicht hinunter klettern können
      Absteighilfe so dass die Vögel zur Klappe hinunter klettern können
  5. Man bringt im Raum so weit oben wie möglich Landeplätze an, die die Vögel gut anfliegen können. Ein Kletterbaum, der nur 1,50 m hoch ist, wird sicherlich nicht angenommen werden, genauso wenig wie eine einzelne kleine Schaukel unter der Decke. Ein größerer Hängespielplatz hat mehr Aussicht auf Erfolg oder auch ein großer Kletterbaum von mindestens 1,80 m Höhe.
  6. Der Halter hat viel Zeit und keine Termine, wenn er morgens das Törchen zum ersten Freiflug öffnet. Es kann durchaus viele Stunden dauern, bis die Vögel zurück in den Käfig oder die Voliere finden. Bei manchen geht es aber auch völlig problemlos. Das ist sehr unterschiedlich.

So, nun kann es also losgehen. Zu beachten sind natürlich auch alle Sicherheitsmaßnahmen für ein vogelsicheres Zimmer, die wir hier nicht nochmals auflisten.

Die Vögel werden wahrscheinlich lange Zeit nicht wieder in die Voliere wollen, doch irgendwann haben sie Hunger und sie wissen, wo ihr Futter ist. Außerhalb der Voliere sollte man daher zunächst nicht füttern.

Egal, was man auch tut, man sollte Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, keine hektischen Bewegungen machen und auch in den Nachbarräumen sollten möglichst keine für die Vögel neuen oder unerwarteten Geräusche gemacht werden.

Mit Hirse locken

Möchte man sie hineinlocken, sollte man am Eingang gut sichtbar ein oder zwei Hirseknubbel auslegen und ein größeres Stück in der Voliere anbieten.

Außerdem sollten die Näpfe neu mit Futter befüllt werden. Dabei darf auch mit den Näpfen geklappert werden. Weiterhin kann man den Nymphensittichen das Futter in der Schale zeigen. Legen sie den Kopf schief und äugen hinein, haben sie genau gesehen, was darin ist. Den Napf stellt man demonstrativ in den Käfig und verlässt dann für ca. 10 Minuten den Raum, wenn die Vögel noch recht scheu sind. Die Tür bleibt am besten nur angelehnt, damit man den Raum leise wieder erneut betreten kann.

Hilfreich ist es weiterhin, wenn man immer zur gleichen Zeit füttert – Routine schafft Vertrauen.

Sind die Nymphensittiche drin, sollte man nicht gleich zum Käfig stürzen, um das Törchen zu schließen. Sehr langsame Bewegungen versprechen deutlich mehr Erfolg.

Dirigieren

Bei scheuen Nymphensittichen muss man damit rechnen, dass das nicht beim ersten Mal klappt. Meist landen die Vögel zunächst einmal auf der Voliere oder dem Käfig. Da dies die erste Stufe für das Hineingehen ist, sollte man nun zunächst einmal abwarten. Die Hirseknubbel am Eingang sollten sie animieren vom Dach auf die Klappe zu klettern. Wenn sie hinunter schauen und Anstalten machen das zu tun, dann kann man sich in einiger Entfernung ruhig hinsetzen.

Bemerkt man jedoch nach einer Weile, dass der Vogel den Eingang so nicht findet, kann man versuchen, ihn mit den Armen und ausgestreckter Handfläche aus einiger Entfernung hinunter zu dirigieren. Der Arm sollte dafür leicht hinter dem Vogel und von oben kommen und sich in Richtung des Eingangs bewegen.

Das alles muss sehr langsam passieren, sonst wird es nicht klappen. Jede hektische Bewegung oder ungewöhnliche Geräusche aus den Nachbarzimmern oder auch von draußen können dazu führen, dass die Vögel aufschrecken und man von neuem beginnen muss.

Licht

Birdlamp als Hinweis, wo es zurück in die Voliere geht

Unterstützend kann man das Licht einer BirdLamp einsetzen. Diese beleuchtet die Voliere eigentlich aus anderen Gründen, doch ist sie für den Freiflug ebenfalls hilfreich.

Vögel fliegen naturgemäß ins Licht. Kann man nun die Voliere mit der BirdLamp gut ausleuchten und den Rest des Raums abdunkeln, stehen die Chancen gut, dass sie zum Licht fliegen und freiwillig zurück in die Voliere gehen und dort auch bleiben.

Käfig oben öffnen

Kann man das Dach der Voliere öffnen, so kann man es auch so versuchen. Es fällt Nymphensittichen deutlich leichter von oben hinein zum Futter runter zu klettern, als den Weg außen über eine Klappe zu finden.

Beim Palace II kann man z.B. in der Mitte je zwei Schrauben weglassen und wenn der Vogel auf einer Volierenseite sitzt, die zweite Seite leicht anheben. Kann der Nymphensittich von dort direkt auf ein Sitzbrettchen hüpfen und man dirigiert ihn in Richtung der offenen Klappe, ist es wahrscheinlich, dass er hinein hüpft.

Kleinen Käfig überstülpen

Käfig über den Vogel stülpen

Sind die Nymphensittiche nicht gar so scheu und vielleicht schon die Wohnungshaltung gewöhnt, kann man auch versuchen ihnen einen kleinen Käfig überzustülpen. Sie klettern dann in diesem Käfig automatisch nach oben.

Sobald sie oben am Gitter hängen oder auf der Stange sitzen, kann man den Käfig zur Voliere tragen, den Käfig kippen und quasi die Unterseite vor den Eingang halten. So wird er direkt hinein laufen. Das geht allerdings nur, wenn er seitlich nicht vorbei und wieder in den Raum fliegen kann.

Bitte den Vogel nicht mit dem Käfig jagen. Das wird nicht klappen. Und da alles, was von oben kommt potenziell eine Gefahr bedeutet, wird es bei vielen Nymphensittichen auch nicht funktionieren.

Klappt alles nicht

Wenn nichts funktioniert, man schon völlig entnervt ist, dann lässt man die Vögel draußen sitzen. Notfalls bleiben sie eine Nacht draußen. Das ist kein Drama, wenn man den Freiflug gut vorbereitet hat. Am nächsten Tag versucht man sein Glück erneut mit Ruhe und Geduld.

Egal wie lange es dauert – bitte nicht Einfangen und lieber draußen ein wenig Futter anbieten.

Geschafft? Loben!

Haben die Kleinen es in die Voliere geschafft, dann sollte man sie dafür überschwänglich loben. Die Kleinen verstehen ganz genau, ob sie etwas gut gemacht haben. Dieses Feedback ist also wichtig, damit es beim nächsten Mal genauso klappt. Auch, wenn es länger gedauert hat, ist das durchaus angebracht. So verstehen sie einfach besser, was man von ihnen möchte.

Routine und Rituale

Ist die erste Rückkehr in die Voliere geschafft, ist das ein guter Anfang. Nun heißt es täglich üben. Um sich selbst und den Vögeln das Leben zu erleichtern, ist ein geregelter Tagesablauf wichtig.

Wird beispielsweise immer um die gleiche Zeit gefüttert, dann haben die Kleinen das schnell verinnerlicht und gehen schon fast von selbst rein.

Zusätzlich kann z.B. das Nachtlicht per Zeitschaltuhr zu leuchten beginnen. Nymphensittiche haben ein gutes Zeitgefühl. Sie lernen schnell, dass sich mit dem Einschalten des Nachtlichts die Schlafenszeit nähert und bald die BirdLamp ausgeht.

Um sie auch tagsüber schnell in die Voliere zu bekommen, kann man weitere Dinge einfügen. Sowohl gesprochene Kommandos als auch eine Abfolge von Handlungen, die man macht. Viele Beispiele finden sich in den verlinkten Themen im Forum.

Autor: Susi, letztes Update: 17.12.2016