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Altersbestimmung anhand des Rings - ist das möglich?

Die Frage nach dem Alter seines Nymphensittichs stellt sich dem Halter besonders bei Abgabe- oder Fundtieren. Leider gibt das äußere Erscheinungsbild keine brauchbaren Informationen dazu. Die Länge der Schwanzfedern und der Haube, oder die Schnabelfarbe sind nicht aussagekräftig. Auch von der Körpergröße kann man nicht auf das Alter des Nymphensittichs schließen. Das einzig hilfreiche in Bezug auf Jungvögel ist die Jungmauser. Färbt der Vogel sich um, dann ist er zwischen 5 und 9 Monate alt. Dies zeigen allerdings nur die Hähne einiger Farbschläge. Weiterhin kann der Fußring Informationen zum Alter enthalten. Bis zum Jahr 2012 mussten alle Nymphensittiche beringt werden.

Warum mussten Nymphensittiche bis zum Jahr 2012 beringt werden?

Warum mussten Nymphensittiche bis zum Jahr 2012 beringt werden?

Bis zur Änderung des § 17g des Tierseuchengesetzes bzw. der vollständigen Neuordnung im Tiergesundheitsgesetz am 22.05.2013 und seiner Gültigkeit seit dem 01.05.2014 sowie des Wegfalls der Psittakose-Verordnung am 17.10.2012 musste jeder Papagei und jeder Sittich in Deutschland einen Ring tragen. Da das Tierseuchengesetz die Zuchtgenehmigung vorschrieb, bestand bis zum Inkrafttreten des Tiergesundheitsgesetzes Unklarheit, ob eine Zuchtgenehmigung noch erforderlich und eine Beringung notwendig ist. Seit der Änderung/Inkrafttreten beider Gesetze ist beides zweifelsfrei nicht mehr notwendig. Heute sind nur noch zwingend Tiere zu beringen, die unter Anlage 6 der Bundesartenschutzverordnung aufgeführt sind. Nymphensittiche gehören nicht dazu und werden seitdem entweder auf freiwilliger Basis beringt ober sie bleiben unberingt.

 

Worum ging es in der Psittakose-Verordnung?

Worum ging es in der Psittakose-Verordnung?

Die Psittakose ist eine Vogelkrankheit, die auf den Menschen übertragbar ist. Sie gilt als Seuche. Ein Züchter wurde seinerzeit per Gesetz verpflichtet ein Zuchtbuch zu führen und seine Vögel zu beringen. Jeder Ring besaß eine eindeutige Nummer. Er diente der Identifizierung des Vogels. Beim Verkauf wurde die Nummer des Fußringes und die Adresse (ggf. Telefonnummer) des neuen Halters notiert. Sollte der Vogel nun an Psittakose erkrankt sein, konnte zurückverfolgt werden, wo er herkam. Nachfolgend wurde auch der Herkunftsbestand auf Psittakose hin überprüft.

Züchter, die in Zuchtverbänden organisiert sind, beringen auch heute noch häufig ihre Vögel. Der BNA stellt dafür beispielsweise individuelle geschlossene und offene Ringe zur Verfügung, welche mit einer laufenden Nummer, einer Jahreszahl und einer Wunschkennzeichnung (z. B. Züchternummer) ausgegeben werden. Die Beschriftung der AZ Ringe und die anderer großer Zuchtverbände, änderte sich durch die Gesetzesänderungen nicht.

Wer die Ringnummer eines Vogels kennt, kann behaupten, dass der Vogel ihm gehört. Dies ist vor allem dann ungünstig, wenn der Vogel entflogen ist und der Finder den Halter sucht. Daher sollte die Ringnummer nie veröffentlicht oder weitergegeben werden. Man sollte für sich selbst jedoch die Nummer notiert haben.

Man unterscheidet bei den Zuchtverbänden die offenen und die geschlossenen Ringe. Es steht jedoch jedem Züchter frei, seinem Vogel einen völlig frei gestalteten Ring anzulegen.

Offener Ring

entfernter, offener Fußring mit sichtbarer Sollbruchstelle
entfernter offener Ring

Der offene Ring ist meist silberfarben. Es gibt sowohl matte als auch glänzende Ringe. Sie haben alle einen vertikalen Schlitz, die sogenannte Sollbruchstelle. Hieran ist eindeutig erkennbar, dass es sich um einen offenen Ring handelt. Das verwendete Material kann variieren. Am häufigsten handelt es sich um Aluminium.

Dieser Ring gibt leider keine Information über das Alter. Er liefert lediglich eine Nummer. Mit dieser kann man sich an den Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (kurz ZZF) wenden und erfragen, wann der Ring ausgegeben wurde (ringstelle@zzf.de). Angaben zum Züchter erhält man aus Datenschutzgründen in der Regel nicht.

Der offene Ring ohne Jahreszahl wird einerseits von Züchtern verwendet, die keinem Züchterverein angehören und nur gelegentlich brüten lassen, andererseits nutzen Züchter diese Ringe als Ersatz. Es kommt vor, dass ihnen die geschlossenen Ringe ausgehen, oder sie diese nicht mehr anlegen können, da das Küken schon zu groß ist.

Wenn man das Ausgabejahr des Ringes kennt, kennt man also das Maximalalter des Vogels. Denn der Ring kann schon Jahre vor seiner Verwendung ausgegeben worden sein.

Ein silberner Ring ist umgekehrt nicht immer ein offener Ring. Im Jahr 1997 waren die geschlossenen Ringe auch silberfarben. Des Weiteren gab es goldene Ringe, welche mit der Zeit die Farbe verloren. Dies kann auch bei anderen Ringfarben passieren. Daher ist nur die Sollbruchstelle das Erkennungsmerkmal für einen offenen Ring, sowie die Angaben, die auf ihm stehen.

Der Ring ist einfach zu lesen:

Beschriftungsmuster eines offenen Fußrings

Die Angabe des Bundeslandes kann fehlen.

Verbände, die offene Ringe ausgeben:

Z = Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF)

B = Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz e.V. (BNA)

Geschlossener Ring

Anhand des geschlossenen Rings ist eine Altersbestimmung möglich. Geschlossene Ringe werden jedes Jahr in einer anderen Farbe ausgegeben, welches das erste Indiz für das Schlupfjahr des Vogels ist. Circa alle 5 Jahre wiederholen sich die Farben. Das Schlupfjahr ist auf dem Ring vermerkt. Der am häufigsten verwendete AZ Ring ist folgendermaßen zu lesen:

Beschriftungsmuster eines geschlosseneb Fußringe

geschlossene AZ Ringe verschiedener Jahre

Die Zahl, die auf das P folgt, gibt somit Aufschluss auf das Schlupfjahr. In unserem Beispiel also 2008. Das P vor der Jahreszahl ist nur auf den Ringen von Psittaciden zu finden.

Auf den entsprechenden Webseiten der Verbände erhält man weitere Informationen zu den Ringen und wie sie zu lesen sind.

Bekannte Zuchtverbände sind:

AZ = Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Zucht e.V.

DKB = Deutscher Kanarienzüchterverbund e.V.

DSV = Deutsche Standard-Wellensittich-Züchter-Vereinigung e.V.

VZE = Vereinigung der Ziergeflügel- und Exotenzüchter

Hier die Farben der Ringe. Gold wurde zur besseren Lesbarkeit durch Violett ersetzt. Die Farbe Orange wurde für 2010 erstmalig festgelegt.

1991: n.b.
1992: n.b.
1993: blau
1994: grün
1995: rot
1996: schwarz
1997: silber
1998: blau
1999: gold
2000: grün

2001: rot
2002: schwarz
2003: blau
2004: gold
2005: grün
2006: rot
2007: schwarz
2008: blau
2009: violett
2010: orange

2011: blau
2012: rot
2013: schwarz
2014: grün
2015: violett
2016: orange
2017: blau
2018: rot
2019: schwarz
2020: grün

2021: violett
2022: orange
2023: blau
2024: rot
2025: schwarz
2026: grün

Quelle: RÊGLES ADMINISTRATIVES ET TECHNIQUES C.O.M. - O.M.J., Landesverband 13 im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchter Bund 1947 e.V.

Frei gestalteter Ring

Seit dem Wegfall der Ringpflicht gibt es auch völlig frei gestaltete Ringe. Züchter, die ihren Nymphensittichküken solche Ringe anlegen, gehören keinem Zuchtverband an. Hier gibt es weder Muster, noch Mindestangaben oder festgelegte Farben für bestimmte Jahre, obwohl sie farbig sein können. Grenzen sind hier nur durch die Ringhersteller gegeben.

Autoren: Mirical, Gwenny, SabineAC69, Susi, letztes Update: 01.02.2019