Wissen - Verhaltensstörungen

Generelle Ursachen für verschiedene Verhaltensstörungen

Folgende Punkte können Ursache für jede Art von Verhaltensstörung sein und sollten deshalb umgehend überprüft werden.

Die folgenden Punkte sollten bei jeder Art von Verhaltensstörung überprüft, hinterfragt und verändert werden.

Krankheiten

Sobald auch nur die Vermutung einer Verhaltensstörung im Raum steht, sollte als aller erstes ausgeschlossen werden, dass der Vogel an einer Krankheit leidet.

Nymphies sind Meister im Verstecken von Krankheiten und es zeigen sich oft sehr spät Symptome, die erkennen lassen, dass er erkrankt ist.

Auch bei einer Verhaltensstörung kann eine Krankheit die Ursache sein, dass der Vogel Veränderungen in seinem Verhalten zeigt. Ein Nymphensittich z.B. der ununterbrochen geschrieen hat, hatte Spulwürmer die ihn sehr quälten.

Bei jedem Vogel, der Symptome einer Verhaltensstörung zeigt, ist eine gründliche Untersuchung durch einen vogelkundigen Tierarzt erforderlich.

Einzelhaltung

Wird ein Vogel allein gehalten, so fühlt er sich schnell einsam und es tritt Langeweile auf. Mangels Alternative fixiert sich der Vogel auf den Menschen und sieht ihn als seinen Ersatzpartner an. Man spricht von einer Fehlprägung auf den Menschen.

Hat der Halter zudem noch wenig Zeit, um sich mit dem Vogel zu beschäftigen, so fühlt er sich unglücklich und vermisst seine Artgenossen oder seinen menschlichen Ersatzpartner. Verlässt der Halter für mehrere Stunden den Raum oder das Haus, wartet er sehnsüchtig auf dessen Rückkehr.

Ein Nymphensittich sollte niemals alleine gehalten werden, denn in der freien Wildbahn Australiens leben sie in Schwärmen zusammen und pflegen so ihr Sozialverhalten, das sehr wichtig für seine körperliche und psychische Gesundheit ist.

Aus diesen Gründen wurde beispielsweise die Einzelhaltung von Schwarmtieren in der Schweiz gesetzlich verboten. Auch in Deutschland rät die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. von Einzelhaltung ab.

Handaufzuchten

Normalerweise bleiben frisch geschlüpfte Nymphensittichküken in der Bruthöhle (Kasten) der Eltern und werden von diesen gefüttert und versorgt. Werden sie hingegen teilweise oder alleine vom Menschen aufgezogen, spricht man von einer Handaufzucht. Die Fütterung erfolgt dabei mit einer Kropfsonde, Spritze oder einem Löffel.

Es gibt leider immer wieder Gründe die eine Handaufzucht nötig machen, um das Leben des Kükens retten.

Bei Handaufzuchten kommt es häufig vor, dass sie spätestens mit Eintritt der Geschlechtsreife verschiedenste Verhaltensstörungen zeigen. Die Ursachen sind in nicht auslebbarem, instinktiven Verhalten zu sehen.  Dies ist vor allem der Punkt nie vom Schwarm getrennt und allein zu sein, aber auch das fehlende Ausleben des Sexual- und Fortpflanzungstriebs, sowie des fehlenden Sozialverhaltens.

Wurde ein handaufgezogener Nymphensittich eine Weile allein gehalten sind die Schäden häufig besonders stark und eine Resozialisierung entsprechend schwierig. Dennoch sollte man die Resozialisierung unbedingt in Angriff nehmen, da das Tier leidet.

Die Vergesellschaftung mit anderen Vogelarten

Vergesellschaftet man einen Nymphensittich mit einem Vogel einer anderen Vogelart kann dies zu Stress und Unausgeglichenheit führen.

Jede Vogelart spricht ihre eigene Sprache und zeigt Unterschiede in ihrem Verhalten. Dies kann zu Unstimmigkeiten und Missverständnissen führen. Aus diesem Grunde sollte man immer mindestens zwei Vögel der gleichen Art miteinander vergesellschaften, also immer mindestens zwei Nymphensittiche halten.

Aggressivität zwischen unterschiedlichen Arten während der Brutzeit sind nicht als Verhaltensstörung zu deuten.

Langeweile

Nymphensittiche sind quirlige, neugierige und unternehmungslustige Gesellen. Darum ist es wichtig ihnen ausreichende Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten an verschiedenen Stellen im Raum anzubieten. So haben sie immer etwas zu tun und Langeweile tritt so schnell nicht auf.

Nymphensittiche sind außerdem rasend schnelle Flieger und nutzen gerne den ihnen gebotenen Platz. In zu kleinen oder auch zu dunklen Räumen fliegen sie dagegen kaum. Deshalb sollte man ihnen täglich mehrstündigen Freiflug anbieten, der nicht nur für ihre Kondition und ihren Muskelaufbau sehr wichtig ist, sondern auch für innere Ausgeglichenheit und Zufriedenheit sorgt.

Veränderungen im Familienleben

Leider kommt es in unserem Familienleben hin und wieder zu Veränderungen, die von diesen sensiblen Vögeln sofort wahr genommen werden und zu Irritationen führen können.

Der Verlust einer wichtigen Bezugsperson durch Tod oder Trennung kann besonders bei fehlgeprägten Nymphensittichen schnell zu einer großen Traurigkeit führen. Auch die Geburt eines Kindes oder der Einzug eines neuen Haustieres kann zu Eifersucht und Traurigkeit führen, wenn der Vogel sich zurückgesetzt und ungeliebt fühlt.

Ein zu kleiner Käfig oder Voliere

Werden Nymphensittiche in einem Käfig oder einer zu kleinen Voliere gehalten, kann dies ein Auslöser für Verhaltensstörungen sein.

Nicht jedem Halter ist es möglich den Vögeln ganztägigen Freiflug zu bieten. Können die Vögel nur bei Anwesenheit des Halters frei fliegen und ist dieser zudem berufstätig, ist eine großzügige Voliere notwendig. Auch an die Urlaubszeit sollte man denken. Müssen die Nymphensittiche während dieser Zeit in der Voliere bleiben, so ist eine ausreichende Größe ebenso unabdingbar.

Dies sind Punkte die man beim Kauf eines Käfigs oder Voliere unbedingt berücksichtigen sollte.

Veränderungen in der häuslichen Umgebung

Steht ein Umzug ins Haus oder wird die Wohnung neu renoviert kann dies schnell zu Unruhe und Unausgeglichenheit im Schwarm führen. Nymphensittiche sind sehr sensible Tiere und sie können auf kleinste Veränderungen in ihrem Umfeld reagieren. Manchmal reicht es schon aus, wenn Möbel umgestellt oder eine neue Farbe angebracht werden, dass sie psychisch oder körperlich unter Stress geraten und sich deshalb neu orientieren und eingewöhnen müssen.

Eine einseitige und unausgewogene Ernährung

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist ein wichtiger Grundstein für die Gesundheit von Nymphensittichen.

Diese Ernährung setzt sich aus trockenem Körnerfutter, Keim- und Quellfutter, Obst und Gemüse, Wildkräutern- und Gräser und ggf. verschiedener Nahrungsergänzungen wie Mineralien und Vitaminen zusammen.

Ist keine ausgewogene Ernährung gewährleistet, kommt es zu Mängeln an Nährstoffen und es zeigen sich Mangelerscheinungen, die man häufig auch an einem schlechten Gefieder oder anderen Problemen erkennt.

Autor: kiara, letztes Update: 21.10.2010