Wissen - Kennenlernen

Legeverhalten bei Nymphensittichen

Dr. Heike Reball
Inselkammerstraße 1
82008 Unterhaching
www.vogeltierarzt-reball.de

Einleitung

Im September 2010 wurde auf der Internetseite für Nymphensittiche www.nymphensittich-forum.net eine Umfrage über das Legeverhalten von Nymphensittichen durchgeführt. Die Umfrage war 30 Tage online. Am Ende standen von 145 weiblichen Nymphensittichen verwertbare Daten zur Verfügung. Die folgenden Punkte wurden von Haltern weiblicher Nymphensittiche beurteilt:

Punkte zeigen
  • Alter
  • Partnertier
  • Besitz seit
  • Legt seit
  • Legezyklen/Jahr
  • Gelegegröße
  • Eizahl/Jahr
  • Beschaffenheit der Eischale
  • Eiablageort
  • Eientfernungsmethode
  • Haltungsänderung zur Verhinderung von Legetätigkeit
  • Medikamente zur Verhinderung von Legetätigkeit
  • Operationen zur Verhinderung von Legetätigkeit
  • Legeschwierigkeiten
  • Legenot
  • Maßnahmen zur Behebung von Legenot
  • Einschätzung, ob Vogel Dauerleger
  • Bestandsgröße
  • Anzahl männliche Tiere
  • Anzahl weibliche Tiere
  • Anzahl Tiere Geschlecht unbekannt
  • Ernährung
  • Saisonales Futterangebot
  • Mineralien
  • Zusatzstoffe
  • Freiflug
  • Freiflugdauer
  • Einstreuarten
  • Angebot einer Nistmöglichkeit
  • Angebot von UV-Lampen bzw. natürlichem UV-Licht
  • Weitere Vogelarten
  • Weitere Haustiere

Anspruch und Zielsetzung der Untersuchung war, einige konkreten Fragen zum Legeverhalten mit konkreten Daten und Zahlen zu belegen und daraus gegebenenfalls Schlussfolgerungen abzuleiten.

Frage 1: Wie viele Vögel legen in welchem Alter?

Frage 1: Wie viele Vögel legen in welchem Alter?

Von insgesamt 145 Tieren (100%) legen 86 (59,3%) Vögel. 59 (40,7%) der Nymphensittichhennen legen nicht. In allen Altersgruppen gehören mehr Tiere zu den legenden als zu den nicht legenden Tieren. Ausnahme bildet die Gruppe mit Tieren bis 1 Jahr und die Gruppe mit Tieren unbekannten Alters.

Legetätigkeit mit Altersverteilung
Diagramm 1: Legetätigkeit mit Altersverteilung

Die Zahlen zeigen, dass bei den Nymphensittichen eine hohe Bereitschaft zur Legetätigkeit bis ins höhere Alter vorliegt. Die meisten Tiere der Studie sind 2 bis 5 Jahre alt. In dieser Altersgruppe legen 60%. Das entspricht der relativen Verteilung in Bezug auf die Gesamtzahl aller untersuchten weiblichen Nymphensittiche. So kann prognostiziert werden, dass mindestens jeder zweite weibliche Nymphensittich in Heimtierhaltung Eier legen wird. Das wäre nicht problematisch, wenn die Legetätigkeit ohne negative Auswirkungen auf die Gesundheit der betroffenen Vögel bleibt. Dieser Frage wurde im Folgenden nachgegangen.

Frage 2: Wie viele Vögel sind so genannte Dauerleger?

Frage 2: Wie viele Vögel sind so genannte Dauerleger?

Hierzu wurde mitten im Fragebogen die Einschätzung "Ist der Vogel Dauerleger, ja oder nein?", abgefragt. Bei dieser Beurteilung handelt es sich um eine subjektive Bewertung durch die Vogelbesitzer.
In der Literatur aufgeführte physiologische Angaben für Nymphensittiche sind für die Gelegegröße 5-6 Eier, die Eigröße 21 bis 26 mm sowie die Eimasse 5 bis 8 g. Unter natürlichen Verhältnissen kann es bei der Zerstörung des Erstgeleges ein zweites oder drittes, meist kleineres, Nachgelege geben. Bessere Ernährung, weniger Stressfaktoren sowie optimierte Haltungsbedingungen haben dazu geführt, dass viele Nymphensittiche ebenso wie zahlreiche andere Haustiere mit hoher Domestikationsstufe ihre saisonal festgelegte Brutzeit verloren haben.

Anteil von Dauerlegern
Diagramm 2: Anteil von Dauerlegern, L: Leger, G: Gesamtzahl

Das Diagramm zeigt, dass etwa ein Viertel (23,3%) der legenden Nymphensittiche als Dauerleger eingeschätzt wurde. In Bezug auf alle 145 beurteilten Tiere wurde noch jede siebente Henne (13,8%) als Dauerleger bezeichnet. Bei den als Normalleger eingeschätzten Vögeln wurden pro Jahr durchschnittlich 6 Eier gelegt. Die Spanne der Angaben betrug 1 bis 21 Eier. Bei den Dauerlegern waren es im Durchschnitt 20 Eier jährlich. Hier betrug die Spanne 9 bis 40 Eier pro Jahr.

Es wird deutlich, dass die Beurteilung eines Dauerlegers klarer definiert werden müsste. Neben der Eianzahl sollten Nichtlegephasen bzw. saisonale Legetätigkeit bei der Beurteilung berücksichtigt werden. Auf Grund der vorliegenden Zahlen schlage ich vor, dass Dauerleger als solche eingeschätzt werden, wenn mehr als 18 Eier pro Jahr ohne eine eindeutige saisonale Legepause von mindestens 3 Monaten gelegt werden.

Frage 3: Ist Dauerlegen ein Gesundheitsrisiko?

Frage 3: Ist Dauerlegen ein Gesundheitsrisiko?

Die Nymphensittichhalter wurden in diesem Zusammenhang nach Eiveränderungen, Legenot und Todesfällen befragt. Eiveränderungen traten in Form von verminderter oder unregelmäßiger Schalenausbildung oder abnormer Eigröße auf.

Eine Legenot besteht, wenn ein Vogel das Ei nicht selbstständig legen kann. Ursächlich ist ein allgemeiner Erkrankungszustand des Vogels von einer Fehlbildung der Eier (Übergröße, Eischalendefizite, Eideformationen) zu unterscheiden. Letzteres kann einerseits durch Mangelzustände, aber auch durch eine Fehlfunktion des Eierstocks oder des Eileiters begründet sein. Meistens ist Legenot mit einem schnell fortschreitenden Erschöpfungszustand und dramatischer Kreislaufdepression verbunden.

Gesundheitsrisiken Dauerleger
Diagramm 3: Gesundheitsrisiken Dauerleger, EV: Eiveränderungen, LN: Legenot

Unter den Normallegern gab es bei mehr als 18% der Hennen Eiveränderungen. Eine Legenot trat bei jedem 22. Vogel auf. In dieser Gruppe sind 2 von 3 Vögeln mit Legenot an einer Legenot gestorben. Die Mortalität (Sterblichkeit) betrug 3%.

In unserer Untersuchung hatten die Dauerleger zu 30% Eiveränderungen. Bei dieser Gruppe von 20 Tieren hatte jeder 4. Vogel eine Legenot. 4 von diesen 5 Vögeln sind an der Legenot gestorben. Das entspricht einer Gruppensterblichkeit von 20%.

Von allen legenden Tieren hatten 20,9% Eiveränderungen und 6 von 8 Tieren mit Legenot sind verendet. 3 von den 8 Tieren mit Legenot hatten Eiveränderungen. Bei allen an unserer Untersuchung beteiligten 145 weiblichen Nymphensittichen gibt es ein statistisches Risiko von 4,1% an einer Legenot zu verenden.

Zusammenfassend deuten die Zahlen darauf hin, dass Dauerleger unter den Nymphensittichen ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an einer Legenot zu erkranken. Eiveränderungen weisen auf erste Erschöpfungs- oder Mangelzustände hin, können aber auch eine Erkrankung des Eileiters oder eine Störung des Kalziumstoffwechsels anzeigen. Das Legenotrisiko potenziert sich, wenn Eiveränderungen und Dauerlegen gemeinsam vorhanden sind. In der vorliegenden Untersuchung sind Tiere mit Legenot zu 75% (6 von 8) an der Legenot gestorben.

Frage 4: Hat die Bestandsgröße einen Einfluss auf ein häufiges Auftreten von Dauerlegern?

Frage 4: Hat die Bestandsgröße einen Einfluss auf ein häufiges Auftreten von Dauerlegern?

Zwei Drittel der Vögel werden in Kleingruppen von 3 bis 10 Tieren gehalten. Knapp 14% stammen aus einem größeren Bestand mit mehr als 10 Vögeln und mehr als 17% der Nymphensittichhennen werden paarweise gehalten. Alle weiblichen Tiere der Bestandsgröße bis zwei Tiere hatten einen männlichen Partner. Die kleinste Gruppe bilden die Tiere in Einzelhaltung mit 2 Vertretern (1,4%).

Beziehung Bestandsgröße und Legeverhalten
Diagramm 4: Beziehung Bestandsgröße und Legeverhalten, NL: Nichtleger, L: Leger, DL: Dauerleger

Die Zahlen unserer Untersuchung zeigen, dass die meisten Dauerleger mit 28% in der Gruppengröße mit zwei Vögeln zu finden waren. Im Gegensatz dazu sind in der zahlenmäßig stärksten Gruppierung mit 3 bis 10 Tieren die meisten legenden Hennen. Hier betrug der Gruppenanteil der Dauerleger nur 9,3%.

Von allen Vögeln der Untersuchung waren 121 (85,3%) fest verpaart. Hier zeigte sich ein Unterschied zwischen den legenden und den nicht legenden Hennen. Bei den legenden sind 80 Tiere (95%) und bei den nicht legenden 41 (69%) fest verpaart.

Die vorliegenden Zahlen lassen spekulieren, ob die Haltung von Nymphensittichen in Einzelpaaren die Ausbildung von Dauerlegeverhalten fördert. Als Ursache könnte ein Defizit an sozialen Interaktionen bei Fixierung auf den einen einzelnen Geschlechtspartner vermutet werden.

Frage 5: Hat die Ernährung Einfluss auf die Ausbildung von Dauerlegen?

Frage 5: Hat die Ernährung Einfluss auf die Ausbildung von Dauerlegen?

Für die Eibildung werden viele Aminosäuren und für die Eischalenbildung große Mengen an Kalzium benötigt. Für die zusätzliche Stoffwechselleistung ist gleichzeitig der Bedarf an Kohlenhydraten und Fetten gesteigert. Da unsere Vögel in der Regel ausreichend mit Futter versorgt werden, könnte man davon ausgehen, dass alle Defizite der Legetätigkeit über die Ernährung ausgeglichen werden.

Fast 80% der Nymphensittiche der Umfrage werden mit einer Körnermischung und zusätzlichen Frischfuttergaben ernährt. Das restliche Teilnehmerfeld gab als Grundfutter Körnermischung an und führte Frischfutter unter den Zusatzstoffen auf. Für diese Untersuchung ergibt sich hier keine Gruppierungsmöglichkeit bezüglich des Fortpflanzungsverhaltens.

Etwa die Hälfte der Tiere wird saisonal unterschiedlich, die andere Hälfte ganzjährig etwa konstant gefüttert. Der Anteil von legenden und nicht legenden Tieren lag in beiden Gruppen bei etwa 50%. Der Anteil der Dauerleger von den legenden Hennen lag in der Gruppe mit ganzjähriger gleich bleibender Fütterung bei 28%. Die Gruppe mit der saisonal unterschiedlichen Fütterung lag hier bei knapp 19%. Hier scheint die saisonale Fütterung die günstigere Ernährungsvariante zu sein.

Bei den verabreichten Mineralien werden von fast allen Besitzern Kalkstein, Jodstein, Sepiaschale, Muschel- und Vogelgrit aufgeführt. Eine Unterversorgung mit dem für die Eischalenbildung so wichtigem Kalzium erscheint eher unwahrscheinlich.

Die Nennung der Zusatzstoffe war sehr vielfältig und inhomogen. Deshalb war in diesem Punkt eine sinnvolle Gruppenauswertung nicht möglich. Es wäre notwendig, hierzu ein separates Projekt in Angriff zu nehmen, um Bedarf und Angebot konkret zu prüfen. Grundsätzlich sollten Vogelhalter alle angewandten Produkte auf Inhaltsstoffe und Mengen prüfen, um Über- und Unterversorgung an Spurenelementen und fettlöslichen Vitaminen zu vermeiden.

Frage 6: Sollen Nymphensittiche einen Brutkasten zur Verfügung haben?

Frage 6: Sollen Nymphensittiche einen Brutkasten zur Verfügung haben?

Es besteht eine Hypothese, dass durch ein saisonales Nistkastenangebot während einer kurzen Spanne des Jahres bei gleichzeitiger Optimierung anderen Haltungsbedingungen ein zeitlich begrenzter Hochstand an weiblichen Geschlechtshormonen erreicht werden kann. Nur in dieser Phase würden die Vögel, ähnlich den Verhältnissen in der freien Wildbahn, Brutverhalten ausüben. Die Schwierigkeit an der Umsetzung dieser Theorie besteht darin, dass in der restlichen Zeitspanne kein Nistkasten angeboten und gleichzeitig die Haltungsbedingungen suboptimaler gestaltet werden müssten.

Alle Nichtleger hatten keinen Nistkasten zur Verfügung. Etwa 75,6% der legenden Tiere hatten ebenfalls keinen Nistkasten zur Verfügung. Der Anteil der Dauerleger betrug bei allen 3 Gruppen, Nistkasten ständig, saisonal und nie, zwischen 20 und 25%.

Beziehung Nistkastenangebot und Legeverhalten
Diagramm 5: Beziehung Nistkastenangebot und Legeverhalten,
NL: Nichtleger, L: Leger, DL: Dauerleger


Die erhobenen Zahlen lassen keine Schlussfolgerung zu, dass der Nistkasten einen Einfluss auf das Lege- oder Dauerlegeverhalten bei Nymphensittichhennen hat. Hierbei ist zu beachten, dass 85,5% aller Tiere der Untersuchung keinen Nistkasten angeboten bekommen. Mit unserer Untersuchung ist nicht belegbar, ob ein saisonales Nistkastenangebot die Ausbildung von Dauerlegern verhindern kann.

Frage 7: Fördert UV-Licht Legeverhalten?

Frage 7: Fördert UV-Licht Legeverhalten?

Bei den nicht legenden Vögeln hatten 71% Zugang zu ultraviolettem Licht. Die legenden Hennen hatten zu 79% natürliches oder künstliches UV-Licht im Lebensbereich. In diesem Punkt lässt die Untersuchung vermuten, dass UV-Licht keinen entscheidenden Einfluss auf die Auslösung von Legeaktivitäten hat. Eine qualitative Beurteilung war in dieser Untersuchung nicht vorgesehen.

Frage 8: Beeinflussen Haltungsbedingungen Legetätigkeit?

Frage 8: Beeinflussen Haltungsbedingungen Legetätigkeit?

82,7% alle Umfrageteilnehmer führen Maßnahmen durch, um die Legetätigkeit einzuschränken oder zu verhindern. Davon waren 15,3% Halter von nicht legenden Tieren und 67,4% Besitzer von legenden Nymphensittichen.
Folgende Parameter wurden genannt und hier nach der Häufigkeit der der Nennung sortiert:

  1. Tageslichtlänge
  2. Ernährung
  3. Volierengestaltung
  4. Temperatur
  5. Luftfeuchte
  6. Sozialstruktur


Wahrscheinlich stellen die Haltungsbedingungen einen entscheidenden Faktor bei der Ausbildung von Dauerlegeverhalten dar. Ein Anhaltspunkt hierfür ist, dass in Gruppenhaltungen mit Außenvoliere Dauerlegen fast nie beobachtet wird.

Umso wichtiger ist es, weitere Untersuchungen mit vergleichbaren Gruppen zu führen, bei denen einzelne Parameter bezüglich Brut- und Dauerlegeverhalten ausgewertet werden. Solche Studien sind wissenschaftlichen Institutionen vorbehalten, da unter Praxisbedingungen definierte vergleichbare Haltungsbedingungen nicht möglich sind. Einige Themenvorschläge für zukünftige Projekte wären:

  1. Tageslichtlänge verkürzen
  2. Ernährung knapper und nährstoffärmer
  3. Volierengestaltung häufig wechselnd
  4. Temperatur niedriger
  5. Luftfeuchte niedriger, mit restriktive Tränke 2 - 3 x täglich
  6. Sozialstruktur ändern
Frage 9: Können Schlussfolgerungen gezogen werden?

Frage 9: Können Schlussfolgerungen gezogen werden?

Die Regulation der Fortpflanzung findet über Umweltfaktoren, soziale Faktoren und Hormone statt.

Nymphensittiche haben ein hohes Dauerlegerisiko. Als Ursachen kommen infrage:

  • Fruchtbarkeit begünstigende konstante Haltungsbedingungen in Heimtierhaltung
  • Beschäftigungsverschiebung von Lebenserhaltung zugunsten des Fortpflanzungsverhaltens
  • Veränderung der Art durch Domestikation (Haustierwerdung) und Zucht


Die Verhinderung von Legeverhalten ist eine Möglichkeit Gesundheitsrisiken bei weiblichen Nymphensittichen zu minimieren. Wegen des höheren Erkrankungs- und Sterberisikos kann es bei Nymphensittichen sinnvoll sein, die Legetätigkeit zu unterdrücken. Handlungsmöglichkeiten könnten sein:

  • Anpassung der Haltungsbedingungen auf den suboptimalen Legebereich (s.o.)
  • Haltung in gleichgeschlechtlichen Gruppen, ohne Geschlechtspartner
  • Haltung in Kleingruppen mit mehr als 2 Tieren
  • Nichtleger ohne Nistgelegenheit


Die Förderung saisonalen Legens bei Tieren mit Legezyklus wirkt möglicherweise der Entwicklung von Dauerlegen entgegen. Handlungsmöglichkeiten könnten sein:

  • Legenden Tieren saisonal Nistkasten und Nistmaterial anbieten
  • Saisonale Fütterung und variierendes Trinkwasserangebot (s.o.)
  • Saisonale Temperatur- und Tageslichtlängenänderung
  • Außenhaltung

Dringend zu beachten ist, dass alle aufgeführten Maßnahmen nur für gesunde Tiere empfohlen werden können. Bei Vögeln mit Gesundheitsdefizit oder Erkrankungen sind die meisten der oben aufgeführten Veränderungen (z.B. restriktive Tränke) nicht anzuraten und möglicherweise schädlich.

Frage 10: Kann man Dauerleger heilen?

Frage 10: Kann man Dauerleger heilen?

Die Ursachen des Dauerlegens sind nicht einheitlich und ähnlich dem Rupferverhalten von einer Mehrzahl von Faktoren abhängig. Wenn das Verhalten erst einmal ausgebildet ist, gehört es zum festen Verhaltensrepertoire des Individuums. Die Besitzer von weiblichen legenden Nymphensittichen sollten einschätzen, ob der Vogel ein Dauerleger mit erhöhtem Risiko ist. Kriterien hierfür sind:

  • Gesundheitszustand: eingeschränkt
  • Skelettmineralisierung: subnormal
  • Jährliche Eizahl: mehr als 18
  • Legepause: keine
  • Eigröße: kleiner 21 oder größer 26 mm
  • Eiform: unregelmäßig
  • Beschaffenheit Eischale: rau, unregelmäßig

Bei der Erfüllung von einem oder mehr dieser Kriterien sollte mit einem Vogeltierarzt über die Indikation zur Unterdrückung des Brutverhaltens beraten werden.

Zur Unterdrückung von Fortpflanzungsverhalten gibt es naturheilkundliche Ansätze durch Mittel wie:

  • Agnus castus
  • Hormeel / Ovarium compositum
  • Petvital SC20
  • ReVet20
  • Testis u.v.m.

Der Ansatz der Schulmedizin ist die Verabreichung von Hormonen, die dem Fortpflanzungstrieb unterdrücken oder zeitweise ausschalten. Nachfolgend einige Beispiele:

  • Delvosteron (Proligeston)
  • Enantone (Leuprorelinacetat)
  • Sedometril (Medroxyprogesteron)
  • Suprelorin (Deslorelin)

Weiterer therapeutischer Ansatz ist die chirurgische Salpinektomie. Hierbei wird unter Allgemeinnarkose die Bauchdecke eröffnet und der Eileiter (Salpinx) mit Fäden oder Hämoclips beidseits abgebunden und dann entfernt. Vor einer operativen Maßnahme sollten alle zuvor aufgeführten Handlungsmöglichkeiten in Erwägung gezogen oder ausgeschöpft worden sein.

Schlussbetrachtungen

Ein großes Dankeschön an alle für die Mithilfe bei unserer Untersuchung. Ich hoffe, dass wir dadurch ein klein wenig dazu beigetragen haben, noch mehr Nymphensittichhalter für die Dauerlegeproblematik zu sensibilisieren. Vielleicht hilft unsere kleine Studie dabei, einigen Tieren durch eine bewusste Einschätzung des Risikos der Legetätigkeit vor lebensbedrohenden Komplikationen zu bewahren und diese Tiere trotz einiger zusätzlicher Anstrengungen, lange in gutem Gesundheitszustand zu erhalten.

Autor: Dr. Heike Reball, 28.01.2011