Wissen - Kennenlernen

Der Kauf beim Züchter

sehr gepflegte Anlage - solider Steinbau mit Aluaußengehegen
sehr gepflegte Zuchtanlage

Der Gang zum Nymphensittich Züchter ist oft der erste Gedanke. Der Halter hofft hier auf fachgerechte Kompetenz. Solch gepflegte Zuchtanlagen, wie die im nebenstehenden Bild, sucht man jedoch häufig vergeblich.

Die Vögel, die man bei einem Züchter erwirbt, sind dort geboren und von daher wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass sie in ihrem Leben weniger Stress erlebt haben als Abgabetiere oder Vögel aus Zooläden. Dies kann so sein, muss aber natürlich nicht. Theoretisch und gesetzlich darf in Deutschland, unabhängig von Fachwissen und Kompetenz, jeder züchten. Die Zuchtgenehmigung, die einst aufgrund der Psittakose-Verordnung bestand, wurde 2012 abgeschafft. So darf sich jeder "Züchter" nennen, auch, wenn es an Sachkunde zur Haltung und Zucht mangelt.

Bei langjährigen und größeren Züchtern findet man häufiger Außenvolierenhaltung vor, was die beste Art ist Nymphensittiche zu halten. Eine Außenvoliere sollte mit Schutzhaus für den Winter und einer Schleuse ausgestattet sein, um ein Entweichen zu verhindern. Eine doppelte Verdrahtung des Außengeheges lässt Sorgfalt vermuten. Doch auch den Aussagen eines Züchters sollte man nicht bedingungslos vertrauen. Auch hier gibt es schwarze Schafe. Gerade, wenn bestimmte Geschlechter gesucht werden, haben Züchter oft genau das gesuchte Geschlecht da ;-).

Möchte man bei einem Züchter kaufen, sollte man sich mehrere ansehen und in Bezug auf

  • Größe der Unterbringung von Zuchtpaaren
  • Hygiene
  • Futter (wird auch Frischkost gefüttert?)
  • dem vorhandenen Fachwissen
  • der Aufzuchtmethode (wird kommerzielle Handaufzucht betrieben?) und
  • dem Umgang mit den Tieren

vergleichen. Bei Züchtern, die ihre Tiere in den Volieren rumscheuchen, damit ein potenzieller Käufer sie von Nahem sehen kann, muss man mit schreckhaften Tieren rechnen.

Bei kleinen Hobbyzüchtern und solchen, die ausschließlich diese Art züchten, hat man die größte Chance auf liebevoll aufgezogene Nymphensittiche. Häufig sind sie durch die Kastenkontrolle und regelmäßiges Wiegen schon an die Hand gewöhnt und zeigen wenig Scheu vor dem Menschen.

Allerdings gibt es seit dem Wegfall der Zuchtgenehmigung auch hier viel Trauriges. Mangelnde Sachkenntnisse der "Züchter" führen viel zu oft zu unnötigem Kükensterben, Krankheiten, Gendefekten (z.B. Glatzen) und verkrüppelten Füßen oder gar kompletten Skelettdeformierungen durch Rachitis (Knochenweiche aufgrund von  Kalziummangel vor und/oder während der Brut). Dazu kommt ein falsches Verständnis davon "der Natur ihren Lauf zu lassen". Eine Brut beim Menschen hat nur noch wenig mit der Natur zu tun. Vielmehr ist die Brutigkeit das Ergebnis der Haltung und die erfolgreiche Aufzucht zu einem Großteil vom "Züchter" abhängig. Sein Wissen und auch seine Erfahrung über Aufzucht, Ernährung und Krankheiten sind von großer Wichtigkeit. Leider ist es für den Laien schwer eine kleine, liebevolle und durchaus sachkundige Hobbyzucht, von einem unwissenden Wohnzimmervermehrer zu unterscheiden, der es ja häufig zumindest gut meint.

Ein weiteres Thema sind die immer häufiger angebotenen kommerziellen Handaufzuchten, von denen wir dringend abraten. Insbesondere von nicht futterfesten Küken zur weiteren Handaufzucht sollten unerfahrene Halter Abstand nehmen. Das ist ein Spiel mit dem Leben des kleinen Vogels. Doch auch die Aufnahme einer futterfesten Handaufzucht birgt ein hohes Risiko für Probleme für den Vogel und seine Halter.

Wer einen besonderen Farbschlag sucht, sollte zunächst schauen, ob dieser in Deutschland schon weit verbreitet ist. Viele Farben sind gut etabliert und erhältlich. Je seltener eine Farbe ist, desto schwieriger ist es gesunde Vögel aus guter Aufzucht zu finden, die eine normale Körpergröße und gute Statur haben. Hier sollte man die Eltern und die Anzahl der Zuchtpaare für die Farbe ansehen. Die Zucht über spalterbige Elterntiere (die äußerlich nicht oder nicht beide die Wunschfarbe tragen), sowie mehrere Zuchtpaare für dieselbe Farbe, sind Hinweise auf einen sachkundigen Züchter.

weiterführende Weblinks:

Autor: Susi, letztes Update: 22.10.2016